Das Finanzamt braucht eine Anrede
Warum eigentlich? Das hat mich interessiert und deswegen habe ich mal bei der Berliner Senatsverwaltung für Finanzen nachgefragt. Die komplette Email findet sich hier im Wortlaut.
Sehr geehrte Mitarbeitende der Senatsverwaltung für Finanzen,
seit vielen Jahren schon muss ich mich damit rumschlagen, dass das Finanzamt unbedingt eine Anrede verlangt und die Auswahl „keine Angabe“, nicht zulässt. Ich kann „Keine Angabe„zwar auswählen, aber nicht abspeichern. Das wird mit einer Fehlermeldung quittiert.
Von daher stellt sich mir die Frage, warum die Berliner Finanzverwaltung eine Anrede benötigt (es gibt auch die Möglichkeit, geschlechtsneutrale Anreden zu verwenden) und wann die Finanzverwaltung in der Lage sein wird, auf eine Anrede zu verzichten. §2 des Landesantidiskriminierungsgesetz Berlin sagt ganz klar:
„Kein Mensch darf im Rahmen öffentlich-rechtlichen Handelns auf Grund des Geschlechts, […] der sexuellen und geschlechtlichen Identität sowie des sozialen Status diskriminiert werden“
Die Verpflichtung einer binären Anrede „Frau“ oder „Herr“ ist für Menschen, die den Geschlechtseintrag divers oder keinen Eintrag besitzen diskriminierend als auch für Menschen, die sich in ihrer geschlechtlichen Identität weder Mann noch Frau zuordnen.
Mich interessiert also sehr, wann die Sentasverwaltung diese Diskriminierung abschaffen und welche Schritte sie dafür unternehmen möchte.
Diese E‑Mail findet sich auch öffentlich auf meinem Blog https://jascha.wtf/das-finanzamt-braucht-eine-Anrede und so lange Sie nicht widersprechen werde ich Antworten Ihrerseits veröffentlichen.
Mit den besten Grüßen,
Jascha Urbach
Falls die Senatsverwaltung einer Veröffentlichung der Antwort nicht widerspricht, werde ich sie hier ebenfalls veröffentlichen.
UPDATE 02.02.2022 Mir wurde der Eingang der Mail bestätigt.
Kommentare werden hart moderiert – ich will nämlich von niemanden wissen, warum es so ist und ich will auch mit niemanden über geschlechtliche Identität diskutieren.
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@herrurbach Mal sehen was das FA antwortet. Kennst du das Urteil schon? Ähnlicher Fall, beklagt wurde aber keine Behörde. https://ordentliche-gerichtsbarkeit.hessen.de/presse/nicht-binaere-geschlechtszugehoerigkeit
Nicht-binäre Geschlechtszugehörigkeit
Da bin ich mal auf die Antwort gespannt 😊
Ich auch 😀
😂 Was denkst wie lange du wartest musst 😅
So lange wie es dauert.
@tomateÄhm, die gezeigte Fehlermeldung bezieht sich nicht auf die Anrede, macht aber auch keinen Sinn, weil die ID ja schon eindeutig ist. 🤪
Natürlich bezieht sie sich auf die Anrede – sobald ich sie ändere, gibt es diese Meldung. Auch wenn ich die Anrede gar nicht will. (ich habe meinen Vornamen nur aus dem Screenshot raus gestrichen, weil ich meinen Deadname nicht prominent im Header eines Posts haben will)
Und ja ich weiß was im Hintergrund passiert, das ist mir aber herzlich egal, denn das ist ein lösbares Problem. Warum ist in meiner Steuer-ID eine Anrede kodiert? Genau.
Mal so rein Theoretisch: Was wäre denn, wenn solche Formulare kein m/w/d abfragen, sondern einen körperlichen Zustand zu einem definierten Zeitpunkt? Also nicht „als was empfindest du dich“ sondern „wurdest du mit Penis geboren? ja/nein“.
Für die Anrede ist doch das Genital total egal. Denkst Du eigentlich nach bevor Du solche Fragen stellst?