Die Regenbogenfahne und der Knast
Erstmals weht eine Regenbogenflagge vor einem Hamburger Gefängnis (Artikel auf queer.de), direkt neben der Deutschen und der Hamburger Fahne. Die Hamburger Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne) erklärt, warum die Fahne da nun hängt:
„Lange Zeit wurden Homosexuelle hierzulande strafrechtlich verfolgt. Allein wegen ihrer sexuellen Orientierung wurden sie verhaftet und auch in Hamburg ins Gefängnis und ins KZ gebracht.“ Der Paragraf 175 stellte Homosexualität seit 1872 unter Strafe und „war noch jahrzehntelang nach dem Zweiten Weltkrieg ein dunkles Kapitel im Strafgesetzbuch“ und weiter „Diese Erinnerung ist ein wirksames Gegengift gegen Ausgrenzung, Ungleichbehandlung und Intoleranz gegenüber LSBTIQ.“ und ich kotze im Strahl.
Ich finde es richtig, an die Opfer des Rechtssystems zu gedenken aber doch nicht so. In ein paar Tagen ist die Fahne vor dem Gefängnis Fuhlsbüttel wieder weg und das Gedenken damit auch. Das Gedenken ist dem Hamburger Senat also so wichtig, dass es nicht mal für eine Tafel oder einen Stein reicht. Niemand wird beim Anblick der Fahne an die Opfer denken sondern entweder „ja, genau, die gehören in den Knast.“ oder „Aha, jetzt wollen sie uns schon in den Knast stecken wenn ich nicht schwul bin.“
Was der Hamburger Senat da macht ist pinkwahsing. Schwule Männer werden nach wie vor in Knästen sanktioniert. Transmenschen werden willkürlich in Gefängnisse für ein anderes Geschlecht gepackt (Trans im Knast, Missy Magazine) und die gesundheitliche Versorgung ist desaströs. Drogengebrauchende bekommen nicht die die medizinische Versorgung, die sie benötigen (und darunter fallen natürlich auch queere Drogengebrauchende) und insgesamt wird queren Menschen weder die physische noch psychische Behandlung und Unterstützung zuteil, die sie benötigen. Das hat alles nichts mit „Strafe“ oder „Resozialisierung“ zu tun sondern mit andauernder Diskriminierung.
Knäste sind nicht das, wofür unsere Fahne steht. Knäste sind Teil Repression und nicht Teil der queeren Befreiung. Aber klar, es sind wieder die Heten, die entscheiden, wo unsere Symbole hängen, kleben oder wehen. Es sind die Heten, die entscheiden, was sie ausdrücken und sagen wollen. Auf keinen Fall darf die Entscheidung, wo oder wann die Regebogenfahne weht uns überlassen werden, denn wenn es so wäre, können sie uns ja nicht mehr unterdrücken.
Das einzige, was der Senat gerade tun kann: Nehmt die Fahne ordentlich runter und packt sie weg. Und platziert ihr für das Gedenken eine Plakette und beginnt, die Diskriminierung queerer Menschen abzubauen, indem ihr zum Beispiel das TSG abschafft, queeren Menschen Zugang zu der Versorgung gewährleistet, die sie benötigen (was auch queere Gefangene mit einschließt) und indem ihr nie wieder auf die Idee kommt, unser Symbol vor einem Knast zu hissen. Der Regenbogen steht nicht für Repression sondern unserer Freiheit.
Titelbild: Gerhard Kemme at German Wikipedia, Public domain, via Wikimedia Commons
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