1. August 2021

Ich dis­ku­tie­re das ein­fach nicht

Von tomate
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Ich ver­su­che einen Anfang für die­sen Text zu fin­den und jedes Mal ver­schlu­cke ich mich gedank­lich, wenn ich davon erzäh­len möch­te, wie oft ich oder ande­re que­e­re Men­schen über ihre Rech­te dis­ku­tie­ren müs­sen. Was ist das, dass ich dis­ku­tie­ren muss, dass ich nicht geschla­gen wer­den will, weil ich einen Mann küs­se (was mach ich das auch in der Öffent­lich­keit), dass ich nicht beschimpft wer­den möch­te, weil ich mit einem ande­ren Mann Händ­chen hal­te (mach das halt nicht vor ande­ren Leu­ten), dass ich kei­ne komi­schen Bli­cke bekom­me, wenn ich mit einem ande­ren Mann Arm in Arm irgend­wo lang lau­fe (das ist halt nicht nor­mal)? Was genau dis­ku­tie­re ich da eigentlich?

Irgend­was ist es mir gedäm­mert: ich dis­ku­tie­re mei­ne Exis­tenz. Es ist näm­lich für die ande­ren uner­träg­lich, dass ich so bin: schwul. Ich bin in deren Kopf näm­lich selbst dran schuld. Was hal­te ich auch in der Öffent­lich­keit Händ­chen mit einem ande­ren Man, was fällt mir ein, einen ande­re Mann öffent­lich zu küs­se und es ist halt nicht nor­mal, wenn zwei Män­ner Arm in Arm irgend­wo lang laufen.

Wäre ich nor­mal, also so wie sie, dann müss­ten wir das ja alles nicht dis­ku­tie­ren, dann hät­ten wir ja kein Problem. 

Ich wer­de mei­ne Rech­te und die mei­ner quee­ren Geschwis­ter nicht mehr dis­ku­tie­ren, denn ich dis­ku­tie­re nicht mei­ne oder ihre Exis­tenz. Ich will wirk­lich nicht viel: 100% Gleich­stel­lung und mei­ne Ruhe.


Titel­bild „Homo Riot“ © 2015 Yata­klar­dan Soka­kla­ra CC BY NC 2.0