Fair lesen – aber bitte nicht alle
so stellt es sich mir zumindest dar. Was ist aber denn passiert? Wie so oft nichts Gutes.
Die Initiative Fair lesen hat per Zeitungsanzeige einen offenen Brief veröffentlicht, der ein paar Dinge durcheinander wirft. Den Brief könnt ihr auf der Website der Initiative nachlesen. In dem Brief heißt es, daß Autor*innen und Verlage dagegen seinen, dass direkt bei Erscheinen eines Ebooks dieses auch direkt über (z.B.) die Onleihe auch in Bibliotheken verfügbar sein solle, da diese „nahezu kostenlos“ (für die Bibliotheken) sei. Andere Dienste für Online Ausleihe in Bibliotheken ist z.B. Overdrive. Beide Dienste arbeiten gleich: Sie stellen Bibliotheken ein System zur Verfügung, in dem die Bibliothek Lizenzen der Ebooks erwirbt, damit diese verliehen werden können. Sie sind also ein Vermittler zwischen Bibliothek und Verlag und rechnen für die Verlage ab.
Bei Overdrive kann ein Verlag den Bibliothekspreis selbst fest legen, bei der Onleihe wird meines wissen nach der End-Ebook-Preis verwendet (bitte korrigiert mich in den Kommentaren, wenn ich hier Falsch liege).
Beiden Systemen gemein ist, dass in der Regel(!) die Bücher nur über Agregatoren angeliefert werden können, also Dienstleistern, die die Ebooks an anderer Marktplätze (wie z.B. Shops der Tolino-Allianz, aber auch viele weitere – Amazon, Apple Books, Google Play Books, etc.) weiter leiten. An welche Marktplätze die Bücher ausgeliefert werden kann der Verlag auswählen.
Ich sehe also nicht, wo die Onleihe „nahezu kostenlos“ sein soll, die Ebooks werden halt regulär abgerechnet und tauchen in der Abrechnung als Ebook-Verkauf auf.
Ich sehe das Problem also nicht, warum Ebooks nicht direkt bei Veröffentlichung auch in den Bibliotheken verfügbar sein sollen. Menschen die Ebooks in der Bibliothek lesen sind in der Regel keine Kund*innen des Printbuches. Sie sind keine verlorenen Kund*innen.
Da die Ebooks über die Onleihe und Overdrive mit hartem DRM geschützt sind, können sie gar nicht in die Bilbiothekstantiemen der VG WORT fallen, denn dort werden (grob) nur Texte vergütet, die frei kopiert werden könnten. DRM ist das Gegenteil von frei verfügbar.
Wo die Autor*innen und Verlage recht hätten mit ihrem Problem wäre, wenn die Verlage gesetzlich verpflichtet werden würden, die Titel in sogenannten Flatrate-Leseangeboten anzubieten (z:b Legimi, Skoobe oder auch readfy) Diese haben das Spotify-Problem: pro Leser*in eines Buches kommt einfach zu wenig rum. Beispiel aus einer Abrechnung meines Verlages: Buch kostet 6,99 brutto, ein*e Leser*in hat es gelesen und dafür gibt es 1,16 netto anstatt der 4,57, die der Verkauf über Apple Books, Amazon oder auch andere Plattformen gebracht hätte.
Da ginge ich definitiv mit – eine Zwangslizenz für Faltrate-Lesen wäre keine gute Idee, es ist aber eine sehr gute Idee, wenn Bibliotheken einfach direkt auch die Ebooks verleihen dürfen, denn sie kaufen sie genauso ein, wie sie gedruckte Bücher einkaufen. Ebooks bei Erscheinen in Bibliotheken ist fair, denn es macht Bücher zugänglich. Wenn es anders ist gilt die Fairness eben nicht für alle.
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