Das E‑Rezept wird uns alle retten
Seit dem 01.01.2024 ist für Rezepte, die für gesetzlich Versicherte ausgestellt werden und bei denen es sich nicht um BTM handelt das E‑Rezept vorgeschrieben. Ich habe letztes Jahr eines eingelöst in der Erwartung, es dann in der ersten Januar-Woche abholen zu können. Ihr könnt Euch niemals vorstellen, was dann passiert ist.
Am 23.12.2023 hatte ich Post von meinem Infektiologen im Briefkasten. Normalerweise versendet er keine Weihnachtsgrüße. Ich mache den Brief auf und finde darin den Ausdruck eines E‑Rezepts. Ah nice, denke ich, den QR ‑Code darauf kann man ja mit der E‑Rezept App scannen und dann hat man das dabei und kann es elektronisch… Die Daten, die in der E‑Rezept-App landen sagen nur „Rezept“ aber nicht so wirklich, was und wieviel. Top Funktion, die brauch ich unbedingt nicht mehr.
Ich habe zum Glück von meiner Krankenkasse schon lange die PIN zu meiner Gesundheitskarte und die App schon lange eingerichtet. Dachte ich. Ich muss jetzt aus einer langen Liste meine Krankenkasse heraus suchen (Techniker Krankenkasse steht nun mal sehr weit unten), dann auf weiter klicken, dann öffnet sich die App der Krankenkasse und verifiziert mich. Oh, es wurde schon wieder umgestellt. Jetzt muss ich erst noch die TK-Ident App runter laden und einrichten und es ist nun alles noch komplizierter. Egal, ich bin zwar nicht so gut mit Technik, aber ich werd doch noch so ne blöde App bedienen können. HEUREKA, es ist geschafft. Mit dem nPA, nicht mit der Gesundheitskarte. die kann mein Telefon auf einmal nicht richtig lesen. Egal. Ich bin so weit!
Ich synchronisiere die App und lade das Rezept herunter. Ich notiere mir, dem nächsten Mal meinem Arzt zu sagen, dass er mir ne Mail schicken soll, dass es ein neues Rezept gibt – denn pushen können die Rezepte nicht. Das wäre ja zu einfach, nein, man muss aktiv nachschauen gehen. Das ist bestimmt wegen Datenschutz oder die Gematik hat Angst schon wieder was falsch zu machen. Keine Ahnung. Den Ausdruck des Rezepts habe ich mittlerweile übrigens verloren. Keine Ahnung wo der ist.
Auf jeden Fall sieht es dann ungefähr so aus, nur dass das Rezept länger gültig ist. Meines ist ja von letztem Jahr.
Ich klicke auf „Einlösen“, wähle meine Apotheke aus, zu der ich auch sonst immer gehe (denn alle Apotheken müssen das E‑Rezept einlösen können) und warte. Am 31. spaziere ich zufällig an meiner Apotheke vorbei. Oh. Man ist im Urlaub. Schade, dass wird in der App gar nicht angezeigt. Nun gut, dann warte ich halt bis Januar, dann sind sie wieder da. Außerdem kann ich ja im Tab „Bestellungen“ genau verfolgen, was bisher passiert ist:
Ach nee, doch nicht. Ich sehe nur, dass es eine Bestellung gibt, aber nicht was. Aber mir wurde doch von der Gematik versprochen, dass ich jetzt genau sehen kann, wie weit die Bearbeitung ist. Achse, noch einmal klicken. Dann sehe ich das endlich!
Ja. Was? Wieso passiert da Nichts? Das Rezept ist ja nur noch 12 Tage gültig – die Bearbeitungszeit in der Apotheke geht mit auf die Gültigkeit – und ich möchte nicht, dass mir mein Arzt nochmal einen Brief mit dem Ausdruck des elektronischen Rezepts schicken muss, weil er das mit der E‑Mail zwei Tage vorher verbaselt. Zwei Tage vorher? Woher ich das weiß? Wenn ich auf die Bestellung drücke, geht ein Bildschirm auf, in dem noch einmal steht, wer verschrieben hat, wem, was und wann:
Ich greife beherzt zum Telefon und rufe in meiner Apotheke an um zu fragen, was denn mit dem Rezept sei. „Ich habe hier kein Rezept“ – „Ich sehe es in der App“ – „Alle kommen jetzt mit Codes und Karten und Apps und ich kann das gar nicht. Nur auf Papier geht gut.“ – „Ja gut aber sie haben das Rezept und ich bräuchte das schon“ – „Ja aber ich habe es nicht“ – „Doch, sie müssen es abrufen“ – „Das mache ich nicht“ – „Das müssen sie aber“ – „Heute ist viel los“ – „Ich komme gerne am Montag vorbei und wir schauen zusammen, wie wir das lösen können“ – „Ja gut“
Ich wäre gerne zu einer anderen Apotheke gegangen aber wenn das Rezept einmal bei einer Apotheke ist, kann ich nicht mehr zu einer anderen damit gehen. Ich weiß nicht, ob die Apotheke das Rezept zurück geben kann, so dass ich woanders hin gehen könnte, meine ist immerhin der Meinung, kein Rezept zu haben.
Zum Glück ist Biktarvy das Medikament, von dem ich immer einen Vorrat für mindestens 3 Monate habe, falls es mal Probleme gibt, das Rezept einzulösen. Das waren bisher Lieferhemmnisse seitens des Herstellers, jetzt kommt hinzu eine Apotheke ihr System nicht bedienen kann oder die Gematik, die einen großen Haufen Schrott betreibt. Würde mich nicht wundern, wenn dieses System früher oder später jemanden das Leben kostet.
@jascha
Aaahhhaaahha OH GOTT.
Ich bin schon super gespannt ob ich am Montag meinen Kram kriege…
@catrinity Viel Erfolg!
@jascha Danke. Das mit der App hab ich gleich aufgegeben, das is ja absurd umständlich. Werd Montag also meine Karte überreichen und hoffe es klappt.
@catrinity @jascha Ohoh!
@catrinity.bsky.social berichtete gestern schon… 😖
@jascha.wtf mit Klickbait 😜
Ja natürlich. Irgendwer muss es doch tun!
Hab aber gerade viel Bewunderung für Jascha fürs App einrichten. Bei „Sie brauchen ne PIN“ (nie eine bekommen, müsste ich wohl extra anfordern) war ich schon so „nee vergiss es“.
Auch wenn ichs an sich gut gefunden hätte per App sehen zu können wann der Gang in die Apotheke sich lohnt.
@jascha Ähnlicher Mist mit der #eAU:
Als Patient habe ich überhaupt keine Kontrolle darüber, ob alles richtig abgelaufen ist, weil ich keinen Einblick in die Daten habe.
Beim ersten Mal stand wohl die Verbindung zum Server nicht, weswegen die AU zwar im System der Arztpraxis geisterte, die Krankenkasse (und der Arbeitgeber) aber keine Info bekamen.
Beim zweiten Mal hat die MFA falsch gezählt und ein viel zu frühes Enddatum genommen.
Beide Male blieb der Ärger an mir hängen. Bei chronischen Depressionen ganz toll!
Hätte ich ne Papierkopie gehabt oder einen elektronischen Einblick, hätte ich ein Auge draufwerfen können.
Ich hasse alles daran!
eau
@jascha Umgekehrter Fall. Bist du Schöffe und krank, musst du natürlich das Gericht informieren und eine AU vorlegen … also brauchst du wiederum eine Papierkopie, weil die auf die eAU keinen Zugriff haben. Alles total logisch!
@Truevader @jascha Wobei niemand die Praxis davon abhalten kann, eine Papierbestätigung auszudrucken.
@jascha Zumindest bei der TKK (andere kenne ich nicht) kann ich nur den Tipp geben, auf sämtlichen App-Kokolores (auch generell) zu verzichten oder dem Ganzen wenigstens ausreichend Misstrauen entgegen zu bringen. Das ist viel zu kompliziert organisiert und gedacht(?) (ePA-Prozedere habe ich seinerzeit entnervt zum Glück noch rechtzeitig wieder gecancelt), unvollständig und ohne zusätzlichen Aufwand (beim Wechsel) auch an das spezifische Smartphone gebunden, das ja auch mal abhanden kommen kann.Leute, die am selben Tag, vielleicht Folgetag, lebenswichtige Medikamente brauchen, sollten die Karte beim Arzt füllen lassen und Rezept signieren lassen. Dann mit Karte zur Apotheke. Wenn die E‑Rezept nicht kann oder mag, hat man wenigstens noch die Möglichkeit, eine andere aufzusuchen, anzurufen, abszusichern etc.Bei uns konnte der Arzt, das E‑Rezept aus technischen Gründen nicht signieren. Kann mal vorkommen. Ist ja anfälliges Technik-Gedöns. Support lies ihn schon seit 2 Tagen hängen. Aber da konnte ich nach einem Telefonat von ihm, bei einer benachbarten Ärztin signieren lassen.Aus Standard 2,5h wurden durch das E‑Rezept 4h bis ich sicher sein konnte, dass wir Medikamente in time erhalten werden.Die Apps sind nur zwischengeschaltete, teils dämliche Algorithmen, die keinesfalls reale Verhältnisse abbilden.
Man kann es mit der Kritik ja auch etwas übertreiben
Wir sind mittlerweile bei über 1 Mio eRezepten pro Tag
Das scheint ja offensichtlich in sehr vielen Fällen anständig zu funktionieren
Bild Anhang
Das es bei Apotheken-Mitarbeitern zum Jahreswechsel noch einzelne gibt, die nicht ausreichend informiert und geschult waren ist nicht die Schuld der Gematik
Wird man in der App darauf hingewiesen, dass man nach dem Abschicken selbst keine Kontrolle mehr hat, bzw Rezept nicht selbst stornieren kann?
Nein
@superbasswp das machen sie auch – siehe hier:https://todon.eu/@Truevader/111704055813381838Aber das zeigt mir, dass – wieder einmal, wenn Behördenwahnsinn im Spiel ist – praktische Anwendungsbeispiele in der Planungsphase nicht oder nur sehr mangelhaft bedacht und berücksichtigt wurden.Nachtrag: ich kann mir gut vorstellen, dass es sehr bald findige Ärzte geben wird, die den Ausdruck nur gegen Gebühr machen werden. Das gab es in der Vergangenheit bei anderen Fallbeispielen ja auch schon.
@Truevader @jascha Jein, denn die Papier-AU war nie als Beleg für das Schöffenamt z.B. gedacht sondern primär für Arbeitgeber und Krankenkasse. Eine Kopie für andere Stellen war ein Behelf, so wie heute ein Ausdruck der digitalen AU-Bescheinigung. Die fehlende Fehlertoleranz und fehlende Einsichts-und Kontrollmöglichkeit durch die krankgeschriebene Person ist aber ein berechtigter Punkt.
@jascha Vielen Dank für deinen Bericht!
Ich muss auch bald für meine Medis los und mir graut es jetzt schon vor diesem Chaos. Werde wohl auf mein Blatt Papier bestehen und vorerst alles analog einlösen,wie eh und je.
@jascha typischer Fall von Gematik. 🫣😕
@jascha
Aber mir wurde gesagt ich muss der Apotheke nur meine Krankenkassenkarte geben. Nachdem ich nachfragte ob meine Krankenkasse nun das Antihistaminika über nimmt weil es chronisch nach Corona geworden ist, meinte sie nein nur für das Finanzamt „aber stimmt, grüne Rezepte sollen wir ja gar nicht in die Cloud schicken“ also habe ich nun wieder ein Ausdruck und kann es nicht testeten
@senficon
@jascha. Hast Du geglaubt, dass wenn in Deutschland etwas Technisches eingeführt wird, IT, dass es von Anfang an reibungslos läuft.
@jascha Klingt ja mal wieder typisch deutsch. ^^‘
@jascha ich war heute Morgen um 8:00 in der Apotheke, wartete wegen Recherche und bekam innerhalb von wenigen Minuten drei Kunden mit, die als erstes nach dem Arzt gefragt wurden. Alle verwiesen auf den Arzt auf der anderen Straßenseite und wurden nach kurzer Prüfung auf später verwiesen, die Rezepte seien noch nicht einsehbar und es würde noch dauern. Ich tippe mal, dass sie es wenige Minuten später bei einer anderen Apotheke probieren und nicht später wiederkommen. 🤷♂️
@jascha ich hab versucht, meine TK App einzurichten. Den ersten Freischaltcode hab ich ja noch schicken lassen, als ich nach dem Öffnen des dollen Safes nochmal irgendwas installieren und/oder freischalten soll, hab ich alles wieder deinstalliert. Und dann noch die e‑Rezept App, oder diese Nect Identifikation oder irgendwas mit der Karte und dann kommt das Rezept hinterher doch ausgedruckt auf Papier weil die Apotheke das anders nicht schafft… Puh. „Normale“ Menschen hören da doch schon vor dem ersten Freischaltcode auf.
@carsten @jascha Ich glaube, ich habe mir mittlerweile eine ganze Sammlung an Freischaltcodes zuschicken lassen, weil immer was nicht funzt oder ich die Anmeldedaten vergesse. Dann habe ich’s aufgegeben, weil ich die App zu selten nutze und die Prozedur zu kompliziert ist.Versteht mich nicht falsch, der Zugang muss bestens geschützt sein, aber das geht allemal einfacher!
@jascha
Ich hatte eine ähnliche Erfahrung. Die pin meiner (kürzlich erneuerten) GK Karte habe ich nicht, wird wohl nur verschickt, wenn man in der eigenen ePA App richtig wischt. Darüber wird auch verifiziert. Um die App einzurichten kann man gerne in die Filiale, die (über die App bestellbare) PIN oder Post Ident. Zum Glück kann Post Ident mit dem ePerso /eID umgehen, Filiale ist aus $Gründen 300 km weg.
Nach mehreren Touren von E Rezept App zur ePA und zurück. Gelentlich mal mit, mal ohne Auflegen des Perso, dann machte es *puff* und die E Rezept App war eingerichtet.
Ich kann mir kein Szenario vorstellen in dem meine (Schwieger) Eltern das auch nur ansatzweise alleine hinkriegen.
@jascha.wtf Da bin ich ja froh das mir meine Ärztin am Mittwoch noch ein Papierstück in die Hand gedrückt hat 🙂
@jascha
Mein Hausarzt stellt schon länger eRezepte über die eGK aus. Ich muss zugeben, dass ich das eRp. als einen Einschnitt empfinde, denn man hat ja nichts in der Hand und kann das Verschriebene nicht kontrollieren (Fehler passieren nunmal). Aber vor allem die von dir geschilderte Situation ist eine Sackgasse, schon in der klassischen Variante, dass die Apotheke das manchmal sofort benötige Medikament nicht vorrätig hat. Mit dem Papierrezept bin ich weitergezogen,
@jascha Da bist du um einiges weiter als ich. Wenn ich die TK-Ident App öffne kommet ein lade Symbol und ansonsten passiert gar nichts.
@jascha In meinem Fall hat der Arzt das Rezept direkt an eine nahe Apotheke geschickt und ich musste nur meine Versichertenkarte hin geben. Lief problemlos. Eine App habe ich nicht eingerichtet und werde es auch nicht freiwillig tun.
@christian @jascha Jetzt, wo ich das lese, fällt mir ein, dass es bei mir auch so ist! Das Rezept kommt gar nicht auf die eGK, sondern zur Apotheke. Und ich habe mich schon gewundert, dass die Apo das ohne PIN von der Karte abrufen kann.Das ist ausnahmsweise sehr praktisch, weil es tatsächlich auch ohne hingehen zu müssen funzt. Vor allem für Pflegedienste/-Personen.
Mit Versichertenkarte und QR-Ausdruck in der Apotheke gewesen, 19 Stunden nach Rezept-Ausstellung: „Da ist kein Rezept auf dem Server.“ Läuft super, viel besser als die Ausdrucke, wo statt eines QR-Codes einfach draufstand, was verschrieben wurde. /j
@jascha Mal von Apothekenseite berichtet: Es geht alles, auch Apps. Ich find den Weg über die App unsererseits zwar den schlimmsten, weil die Integration echt ungeil ist, aber es geht. Vielen Dank auch für den Bericht mal von Patienti-Seite aus, als gesunder Mensch hab ich leider einfach kein Rezept zum durchprobieren.
Und das Einrichten der App hab ich mal versucht mir jetzt theoretisch anzulesen, aber das find ich ja selbst als technisch versierter Mensch durchaus mit Hürden gespickt.
@jascha
Ich habe all die Technik ein wenig verbummelt, daher werden die nächsten Tage lustig werden, so ganz ohne Smartphone und nur mit Krankenkassenkarte. Ich bin echt mal gespannt!